Wenn mir als Teenager oder junge Erwachsene jemand erzählt hätte: Du wirst eines Tages selbstbewusst, nur im Bikini bekleidet auf einer Bodybuilding Bühne stehen und voller stolz vor einer Jury deinen Körper präsentieren… Sagen wir es mal so: Ich hätte ihm oder ihr nicht geglaubt und es als völlig „absurd“ abgetan. Selbst vor 5 Jahren hätte ich es nicht für möglich gehalten, obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits auf meiner Reise befand und mich mit persönlicher Weiterentwicklung befasste.
Es gab mehrere Momente in meiner Kindheit und Jugend in denen ich die feste Überzeugung entwickelte:
„Ich bin unsportlich.“
Über die gesamte Schulzeit kämpfte und quälte ich mich durch den Sportunterricht. Bereits in der Grundschule sagte meine Klassenlehrerin zu meiner Mutter, dass ich zu den unsportlichsten und ungelenkesten Kindern der Klasse gehörte. Ich war ein ängstliches Kind. Ich hatte „Angst“ vor Ballsportarten, der Höhe des Barrens, davor mich im Sport zu verletzten. Ich war langsam im Laufen, eine Katastrophe in Leichtathletik oder Geräteturnen und bei Mannschaftssportarten immer diejenige, die zuletzt ins Team gewählt wurde. Ich „kämpfte“ über die gesamte Schulzeit um eine 3-4 als Zeugnisnote, um mir meinen Schnitt nicht zu sehr nach unten zu ziehen. Die Sportnote wurde dann irgendwann zum „Schmunzler“, wenn ich mir mein Zeugnis ansah… Ich war eben unsportlich… da konnte man nichts machen.
Als Kind und Jugendliche probierte ich durchaus diverse Sportarten aus: Angefangen mit Kinderturnen, Wushu (eine Form von Kampfkunst), Schwimmen und auch einige Jahre Reiten in der „Mädchen-Pferdephase“.😉 Doch ich blieb nirgends wirklich dabei. Das, was mich tief in meinem Inneren wirklich faszinierte, waren Tanzen und Ballett. Sportarten, bei denen die Mädchen sportlich und beweglich waren. Doch zu denen gehörte ich nicht. Ich weiß noch, dass ich einmal bei einer „Probestunde beim Ballett zu schaute und dies meine Überzeugung nur bestätigte: Diese Mädchen sahen so toll aus wie sie sich bewegten und wie sie zur Choreografie tanzten. Da gehörte ich nicht dazu. Das würde ich nie lernen.
Auf dem Gymnasium begegnete mir eines Tages der „Cooper-Test“ auf dem Sportplatz. Vielleicht kennst du diesen Ausdauertest: Wie viel Kilometer schaffst du in 12 Minuten zu laufen? Aus dem Ergebnis resultiert dann die Sportnote. In meinem Fall war es eine glatte 5 und ich hatte den Beleg „schwarz auf weiß“: Meine Ausdauer war unterirdisch.
„Jetzt reicht’s!“
In diesem Moment legte sich in meinem Kopf eine Art Schalter um. Es reichte es mir endgültig. Ich wollte etwas verändern und meine Ausdauer trainieren. Das musste doch irgendwie möglich sein und Laufen konnte man schließlich sehr gut zu Hause üben. Also begann ich mich außerhalb der Schule mit meiner Nachbarin zum Laufen zu verabreden. Sie war um einiges fitter als ich und joggte schon regelmäßig. Ich schaffte es bei unserem ersten Treffen nicht 1 km am Stück zu laufen. Schon nach Kilometer 1 brauchte ich eine Pause und musste mit Seitenstichen tief durchatmen. Doch auch damals wusste ich: Es ist eine Frage des Trainings – also machte ich weiter. Irgendwann schaffte ich die 3 km am Stück… dann 5 km ohne Pause… irgendwann sogar 10 km. Ich war immer noch nicht schnell, aber das war mir egal. Ich bewies mir dadurch, dass ich „besser werden konnte“.
Beim Cooper-Test schaffte ich mit ach und krach wieder eine 3-4, aber das war mit egal. Denn ich hatte das Joggen für mich entdeckt, das mich über viele Jahre begleitete. Das Laufen im Wald in der Natur mit der richtigen Musik auf den Ohren hat etwas außergewöhnlich befreiendes – allerdings nur solange man es ohne Druck praktiziert und nicht mit dem Zweck durch Ausdauertraining, möglichst schnell abzunehmen.😉
Meine Leidenschaft für Krafttraining
2010 in der Abi-Phase bemerkte ich, dass mein Essverhalten aus dem Ruder lief durch den ganzen Lernstress. Ich aß unkontrolliert viel zu viel Schokolade, fühlte mich dabei schlecht und war unzufrieden mit meinem Körper und meinem Essverhalten. Mein damaliger Freund war im Fitnessstudio angemeldet und motivierte mich, es doch auch einmal auszuprobieren. Kurz nach den Abiprüfungen hatte ich also mein erstes Probetraining im Fitnessstudio und das große Glück an einen sympathischen Fitnesstrainer zu geraten, der mich motivierte, mich direkt anzumelden. Ab diesem Zeitpunkt ging ich regelmäßig ins Fitnessstudio und es keimte die Leidenschaft für Krafttraining in mir auf, welches mein Leben völlig veränderte.
Ich belegte in dem Fitnessstudio auch direkt einen 12-Wochen Gruppenkurs und lernte die Grundlagen über Makronährstoffe, Lebensmittel und Kalorien… nichts davon, was mir in der Schule beigebracht wurde. Ich nahm in den 3 Monaten, das ab, was ich in der Abi-Phase zugenommen hatte und konnte am eigenen Körper spüren, wie Krafttraining in Kombination mit der richtigen Ernährung den Körper formt und verändert. Dieses Grundwissen half mir über Jahre und beeinflusste meinen Lebensstil. Ich war ab diesem Moment immer diejenige im Büro oder im Freundeskreis, die sich „gesund ernährte“… die Salat statt Pizza bestellte und von ihrem Umfeld belächelt wurde. In dieser Zeit machte es mir noch eine Menge aus, was meine Mitmenschen über mich dachten oder dazu sagten, aber ich „zog mein Ding durch“. Es war nicht immer leicht. Manchmal fühlte ich mich in wie eine Art „Fremdkörper“. Eine meiner größten Inspirationen im Bereich Fitness war damals für mich Sophia Thiel. Ich schaute begeistert ihre Youtube Videos und verfolgte ihren Weg bis sie zu ihrer „Auszeit“. Auf mich wirkte sie damals immer so authentisch und bei ihr sah es so leicht aus. Ich war fasziniert von ihrem durchtrainierten und definierten Körper und wünsche mir damals, genauso so auszusehen.
Trotz regelmäßigem Training und gesunder Ernährung fühlte ich mich nicht wohl in meinem Körper
Ja, ich trainierte seit 2010 regelmäßig mehrfach die Woche im Fitnessstudio und ja, ich achtete genau darauf, dass ich meinem Körper nur „gute“ Lebensmittel gab. Dennoch war ich unzufrieden mit meinem Körper. Ich hasste meinen Bauch, wenn ich in den Spiegel schaute. Ich fand ihn zu dick, zu undefiniert, zu schwabbelig. Da war einfach zu viel „Fett“.
Ich verstand nicht, wieso mein Körper optisch nicht so aussah, wie ich es mir wünsche… wo ich doch so viel Zeit in Sport investierte und mich gesund ernährte?!
Vielleicht war es das falsche Training? Zu wenig Training? Zu wenig Cardio? Oder doch zu viel? Oder lag es doch an der Ernährung? Ich wusste es nicht.
Also probierte und experimentierte ich: Mein Trainingsreise bestand über Jahre aus Joggingeinheiten (mal mehr mal weniger), verschiedenste Gruppenkurse im Fitnessstudio (Spinning, BBP, Geräte, TRX, Functional Training, HIIT, Les BodyPump, Grit, Core…). Ebenso auf der Ernährungsseite: Unzählige Diätversuche, Mealprep, Kalorienzählen, Low Carb, Keto, (Intervall-)Fasten, Intuitives Essen, … Ich hatte eine Phase, in der ich auf sämtliche Milchprodukte, Zucker oder Weizenprodukte verzichtete, u.a. weil ich starke Hautprobleme hatte (aber das ist noch mal ein separates Thema). Das Einzige, das immer temporär „half“ war das Kalorien tracken mit einer App, aber dazu war ich ehrlicherweise einfach zu faul und verlor jedes Mal schnell die Lust daran.
Wieder war es mein damaliger Freund (diesmal ein anderer 😉), der mich durch sein Training beeinflusste und mein eigenes Training umstellte. Ich begann verstärkt mit Kurz- und Langhanteln zu trainieren. Ich trainierte Grundübungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken, Klimmzüge. Endlich machte es „Klick“. DAS begeisterte mich. Darin wollte ich besser werden: Ich wollte einen richtigen Klimmzug lernen und mehr Gewicht bewegen. In dieser Zeit trainierte ich über Wochen und Monate konsequent nach einem Trainingsplan und konnte mich im Training steigern. Das Gefühl besser zu werden und den Fortschritt zu sehen und zu dokumentieren, motivierte mich enorm.
Oft liegt in einer Krise das größte Wachstumspotenzial
2019 folgte ein für mich sehr einschneidendes Erlebnis: Mein damaliger Partner (inzwischen waren wir verheiratet) trennte sich von mir – nach über 7 Jahren Beziehung. Mich erwischte die Trennung damals eiskalt nachdem wir aus unserem gemeinsamen Thailandurlaub zurück kamen. Ich musste mein Leben komplett neu sortieren und ausrichten. Es begann die größte Selbstfindungsreise und das größte Abenteuer meines Lebens.
Rückblickend war es ein Geschenk des Lebens, denn ich konnte mich ab diesem Moment völlig frei entfalten. 😊
Natürlich war die Zeit schmerzhaft und ich war über Wochen und Monate nur ein Schatten meiner Selbst. Doch ehrlichweise bin ich selbst überrascht gewesen, wie stark ich sein kann und wie schnell ich mich davon „erholte“ und wie sich mein Leben seitdem entwickelt hat.
Was mir in der Zeit am meisten half waren Gespräche mit meiner Familie und Freunden, eine feste Tagesstruktur und mein Training!
Das waren die 3 wichtigsten Komponenten, die mir damals Halt gaben.
Ich begann mich mit mir selbst bewusst auseinanderzusetzen und probierte neue Dinge aus… so unter anderem auch Crossfit. Es war eine Kurzschlussentscheidung mich eines Abends spontan für ein Probetraining am Folgetag um 6:30 Uhr beim Crossfit Wolfsburg anzumelden. Ich betrat also diese für mich neue Welt und fühlte mich „in der Box“ bei Tito, dem Head Coach, sofort zu Hause. Gymnastics, der turnerische Teil von Crossfit, faszinierte mich umso mehr: Ich wollte einen freien Handstand lernen, meinen ersten richtigen Klimmzug aus dem Hang schaffen und was es noch alles zu lernen gab. Das Kursangebot war gigantisch. Ich war 5-7 Mal pro Woche im Training… an manchen Tagen sogar 2 Mal am selben Tag.
Aus dem Übertraining zurück zur Balance
Mein Körper machte dies eine Weile mit, aber irgendwann war Schluss. Ich rutschte in eine Art Übertraining und mein Körper machte sich bemerkbar. Durch die ständige Belastung bekam ich immer öfter Schmerzen in der Hüfte, das mich ausbremste. Ich wollte unbedingt trainieren, aber wurde jedes Mal direkt „bestraft“, wenn ich wieder Sprünge einbaute oder Laufen ging. Es war ein Teufelskreis, aus dem ich allein nicht rauskam.
Im Oktober 2021 holte ich mir erstmals einen professionellen Coach an meine Seite – Jule Schwäbe IFBB Bikini Profi Athletin. Sie half mir u.a. dabei, aus dem Übertraining rauszukommen und mir Pausentage zu nehmen. Ich trainierte nun konsequent nach einem Trainingsplan, hielt mich an die Ernährungsvorgaben und machte konsequent Restdays. In dieser Zeit erkannte ich aber auch ein paar Dinge:
Ich „benutze“ Training, um mich mental besser zu fühlen.
Das Training lenkte mich ab von meiner unglücklichen Arbeit, von der Einsamkeit, die ich manchmal in mir spürte, von dem Wunsch einer neuen Partnerschaft, dem Wunsch irgendwo dazu zu gehören, der Suche nach dem Sinn und irgendwo anzukommen. Als ich das begriff, machte mich dies zunächst extremst traurig, aber es war gleichzeitig eine der heilsamsten Erkenntnisse meines Lebens. Training war über Jahre mein Elixier gewesen, meine Wunderwaffe, die mich in jeder Lebenssituation begleitete, mir durch schwierige und herausfordernde Situationen geholfen hatte: Über 4 Jahre neben meinem berufsbegleitenden Studium oder nach der Trennungsphase von meinem Exmann. Es war die eine Sache, dir mir und meinem Körper helfen und guttun sollte und nun „schadete“ ich mir selbst damit.
Es dauerte und kostete viel innere Arbeit, aber…
- Ich fand die Balance zwischen Training und Regeneration.
- Ich traf die Entscheidung, mich beruflich neu zu orientieren.
- Ich machte die ein oder andere Aus- und Weiterbildung, diversen Coachings & Mentorings.
- Ich fand den Menschen (beim Crossfit), mit dem ich eine neue Partnerschaft eingehen wollte.
- Ich richtete mein Leben so für mich selbst ein, so dass ich zufrieden und glücklich war.
Mich lies der Gedanke an die Bühne nicht mehr los
Durch das 8-Wochen Coaching mit Jule kam ich erstmals direkt in Berührung mit dem Bodybuilding und bekam Einblicke in den Lebensstil, den es dafür braucht und die Höhen und Tiefen einer Wettkampfvorbereitung. Bei mir kamen wieder die gleichen Gedanken wie bei dem kleinen Mädchen, das damals bei der Ballettstunde zuschaute: Das sieht bei den Bikini Athletinnen so wunderschön aus, aber da passe ich nicht dazu. Da fehlen mir die notwendigen Voraussetzungen. Doch ich wurde eines Besseren belehrt, denn ich erfuhr, dass jede und jeder im Bodybuilding auf die Bühne kann (!) und es keine genetischen Voraussetzungen dafür braucht – nur Disziplin und Willensstärke.
Mich lies der Gedanke ans Bodybuilding nicht mehr los. Ich war fasziniert von dem Lifestyle und dem Körperbau einer Bikini Athletin.
Das wollte ich auch. Also sprach ich es erstmals aus!
Im Sommer 2022 nahm ich all meinen Mut zusammen und traf eine Entscheidung:
Ja, ich wollte es wissen! Ich wollte wissen, ob das auch für mich möglich ist… ob auch ich das schaffen kann. Ich wollte meine persönliche Bestform erreichen… meinen Traumbody.
- Meinen Körper optisch so „formen“ wie ich ihn haben will.
- Einmal im Leben an meine Grenzen gehen und das Maximum aus meinem Körper herausholen.
- Einmal im Leben im Glitzerbikini auf dieser Bühne stehen und meine Bestform präsentieren.
- Einmal im Leben ein Sixpack haben.
Es war mit einigen Ängsten und Opfern verbunden:
Ich erzählte meinem heutigen Freund von meinem Bühnenziel. Davon, dass ich in einen Muskelaufbau starten und bewusst an Gewicht zunehmen würde. Ich selbst hatte Angst, dass ich fett und schwabbelig aussehen und ein kleiner „Hulk“ werden würde. Die Reaktion von meinem Freund war sehr beruigend für mich. Er sah es ganz entspannt, denn als Crossfitter ist er Muskeln an Frauen natürlich gewöhnt. Ich musste meine Trainingsumgebung in der Box aufgeben, die ich doch erst so frisch lieben gelernt hatte. Ich musste das Training in der Gruppe und Gymnastic aufgeben.
Das klingt jetzt alles hart, aber im Endeffekt „musste“ ich es ja gar nicht. Ich tat es freiwillig. Ich tat es, weil es nötig war, um an mein Ziel zu kommen.
Meine Bodybuilding Reise
Im Juli 2022 startete meine Bodybuilding-Reise mit dem Aufbau und im Oktober 2023 stand ich dann das erste Mal auf der Bühne. Ich habe es geschafft. Alle Dinge, die ich mir vorgenommen hatte. Ich präsentierte meine persönliche Bestform und bewies mir damit selbst: Ich kann alles schaffen, was ich will. Alles!
Wir haben heute August 2024 und ich befinde mich in meiner 2. Prep (Wettkampfvorbereitung). Es sind noch 8 Wochen bis zu meinem ersten Wettkampf der 2. Saison. Den Traum vom Sixpack konnte ich mir letztes Jahr nicht erfüllen, aber vielleicht schaffe ich es diese Saison. Es bleibt spannend!
Bodybuilding ist eine eigene kleine Welt. Du kannst immer etwas verbessern, dich stetig und kontinuierlich weiterentwickeln. Die Wettkampfvorbereitung fordert dich jeden einzelnen Tag aufs Neue heraus und schult deine Disziplin. Wie sehr willst du es wirklich?! Ich habe mir letztes Jahr bewiesen, dass ich es kann und dieses Jahr beweise ich es mir ein weiteres Mal. Ich wachse jeden Tag über hinaus und bin unendlich dankbar, dass ich den Mut hatte, mich auf den Weg zu begeben und diese Reise anzutreten.
Wenn du neugierig geworden bist und meinen Weg live verfolgen möchtest, dann schau auf meinem Instagram Kanal vorbei. Da gibt es täglich Inspiration und noch mehr Fitnessinhalte.
Wenn du bis hierher gelesen hast, möchte ich mich an dieser Stelle bei dir bedanken! Danke, dass es dich gibt und du mir deine Zeit geschenkt hast. Und nun geh los für deine Träume! Geh heute den ersten Schritt!